Der Kinderwunschstein Erathipa

In der Nähe von Alice Springs, etwas 15 Meilen in Süd- Süd- Ost, im Gebiet der Sippe des Plum Tree Totems, steht ein ganz besonderer runder Stein, der aus dem Boden zwischen dem Mulga Gestrüpp aufsteigt und 3 Fuß, also rund 91 cm hoch ist. Ähnlich Steine liegen in der Nähe von Hermannsburg am Finke River, am westlichen Ende der Waterhouse Ranges und bei Running Water am Finke River. Diese Steine sind für die Ureinwohner von Zentralaustralien von großer Bedeutung un Wichtigkeit.

Erathipa ist der eigentliche Name für „ein Kind“. In der Umgangssprache verwenden die Ureinwohner diesen Begriff aber sehr selten. Sie sagen eher „Ambaquerka“, wenn sie von einem Kind sprechen.
In der Mythologie der Ureinwohner Zentralaustraliens wird diesem Stein, der die Form einer schwangeren Frau hat, eine besondere Bedeutung zugesprochen. In ihm sollen die Seelen der verstorbenen Kinder aufgenommen werden. Und von dort können sie in dem Körper einer jungen Frau einziehen. Es war also ein Fruchtbarkeitsstein. Dieses Geheimnis kannten aber nur die Anführer des uralten Aboriginal Stammes Chockolia.

Der Stein hat an einer Seite eine Öffnung. Nach den mündlichen Überlieferungen soll es früher einen sehr großen Stein mit einer solchen seitlichen Öffnung gegeben haben. Aus dieser Öffnung konnten die Seelen der Kinder ausfliegen, wenn eine junge, fertile Frau vorbei ging, um in ihr zu wachsen und wiedergeboren zu werden.
Wenn es eine Frau, die kein Kind haben wollte, nicht vermeiden konnte, am Stein vorbei zu gehen, dann rief sie mit verstellter Stimme „Komm nicht zu mir. Ich bin eine alte Frau!“ Viele verhüllten auch ihr Gesicht und benutzten einen Stock als Gehhilfe beim Vorbeigehen.

Da die Ureinwohner vermuten, dass es Steine gäbe, die steril machen, ist es nur logisch, auch an das Vorhandensein von Fruchtbarkeitssteinen zu glauben, in denen sich noch die Geister der Ahnen befinden. Und die Steine waren eben wegen ihrer Form oder ihrer Herkunft heilig.

Oberhalb der Öffnung ist ein schwarzer Strich, mit Holzkohle gezogen, zu sehen. Der wurde immer erneuert von einem Mann, der den Ort besuchte. Eine schwarze Linie wie diese nennen die Ureinwohner Iknula. Und eine solche wurde auch über das Auge eines Neugeborenen gezogen, um damit Krankheiten zu verhindern.

Doch die Bedeutung des Erathipa Steines war noch größer. Nicht nur seine Funktion als Fertilitätssymbol zeichnete ihn aus. Man glaubte, dass schon durch die Abhaltung einer einfachen Zeremonie am Stein ein arglistiger Mann veranlassen konnte, dass Frauen und sogar Kinder, die sich in einer gewissen Entfernung befanden, auch schwanger wurden. Alles was der Mann tun musste war, zu dem Stein zu gehen, eine dortige Bodenfläche um sich herum zu säubern und dann, während er den Boden mit seinen Händen rubbelte, folgende Wort zu murmeln „Arakutja wunka oknirra unta munja aritchika“. Das heißt „Viele junge Frauen, seh sie und beeile dich!“
Wenn ein Mann seine Frau für eine angeblich Untreue bestrafen wollte, dann ging er zu dem Stein, rieb ihn und murmelte „Arakutja Tana yingalla iwupiwuma ertwa airpinna alimila munja ichakirakitcha!“ („Diese meine Frau hat mich nicht beachtet und ist zu einem anderen Mann gegangen. Geh schnell zu ihr und klammere dich fest“.) Das war der Wunsch, dass die Frau zur Strafe für die Untreue schwanger werden sollte, aber das Kind nicht am Termin gebären konnte, sodass sie schließlich daran sterben würde.

Als Letztes nutzte der Erathipa Stein auch einem Ehepaar mit Kinderwunsch. Dann legte der Mann seinen Haargürtel um den Stein und murmelte dabei „Arakutja thingunawa unta koanilla arapirima.”
„Denkst Du, dass diese Frau, mein Weib, nicht gut genug ist? Schau sie dir an.“

Anmerkung: Man hat mit nicht verraten, wo ich den Stein finden könnte. Und bei The Alice ins Aboriginal People Land ohne Einladung zu fahren? Das habe ich nicht gewagt. Hier sind die Bilder einiger Steine aus Australia. So könnte ein Erathipa eventuell aussehen.
Also auf alle Fälle Vorsicht walten lassen, falls Sie in Australia einen ähnlich aussehenden Stein sehen. Panik, wenn vor diesem Stein ein Mann kniet und den Boden glatt reibt.