Jedes Jahr feiern die Australier am 26.Januar,dem Tag der Landung der First Fleet, ihren Australian Day. Dieser regelmäßig begangene Feiertag wurde bis vor wenigen Jahren nicht an diesem Tag, sondern an dem, diesem Datum am nächsten gelegenen Montag gefeiert, der somit ein freier Tag (verlängertes Wochenende!) war.
Für viele Australier sind die Feierlichkeiten zu sehr auf Sydney konzentriert. So genießen sie den freien Tag, ohne große patriotische Aktionen zu demonstrieren. Seit der 200 Jahrfeier 1988 hat sich das ein wenig geändert.
Der Tag wird in den einzelnen Bundesstaaten verschieden begangen. Auf alle Fälle nicht mit dem Pomp der Sydneysider. Die mit Abstand aufwendigste Feierlichkeit läuft in Sydney ab. Unter dem Hinweis, dass die Entwicklung Australiens in Sydney begann, sind irgendwelche Feierlichkeiten außerhalb von NSW für die Vielzahl der Australier eigentlich nicht von großem Interesse.
Ginge es nach Willen der Politiker dann würde dieser Australia Day alle Menschen des Kontinents, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe, vereinen. Gemeinsam soll man den Zusammenhalt der Nation seit der Besiedlung des Landes feiern.
Und da beginnt das Problem. Nicht alle Ureinwohner sind damit einverstanden, dass die Feierlichkeiten in Sydney jährlich mit "Woggan ma gule", einer Aborigines Zeremonie, beginnen. Hier wird im Tanz eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählt. Eine Zeremonie, die die Ahnen verehrt und das Land reinigen soll. Was immer man darunter verstehen möchte.
Eigentlich nannten die Ureinwohner diesen Feiertag schon immer den „Invasions- Day“. Und als 1988 diese „Aborigines“ erstmals mit den Namen „Tag der Invasion und der Schande“ oder aber „Tag des Überlebens“ und „Trauertag“ an die Öffentlichkeit traten, wurden sie gleich zum „militanten Aborigines People“ abgestempelt.
Und hier ist dann wohl auch die richtige Stelle anzuführen, dass die von den Weißen eingeführte Bezeichnung Aborigines für die Ureinwohner als Beleidigung gilt. Dabei war der Name, der sich vom Lateinischen „ab origine“ (Ureinwohner) ableitet und an jenes sagenhafte Stammvolk der Latiner erinnert, einst nicht als abwertend oder beleidigend gedacht.
Die australische Wortverkürzung auf „Abo“ wird allerdings auch offiziell als hochgradig unkorrekte Bezeichnung betrachtet. Des Weiteren gibt es seit zwei Jahren eine Forderung der Ureinwohner, dass Begriffe wie Aboriginie oder ähnliche Formulierungen nicht mehr verwendet werden sollen. Man hat sich auf die Bezeichnung „Indigenous People“ (einheimisches Volk) geeinigt. Wenn man den Begriff „Aboriginal“ noch verwenden will, muß man aufpassen. Als Adjektiv ist „Aboriginal“ großgeschrieben, politisch korrekt. Also bezeichnet „Aboriginal People“ die Ureinwohner Australiens, zum Unterschied zu „aboriginal people(s)“ in anderen Ländern. Die Verwendung als Substantiv oder mit kleinem „a“ stellt für die Ureinwohner eine Beleidigung dar.
Hier erinnert mich die Diskussion sehr an die Einwohner Afrikas, wo der Begriff „Afrikaner“ legitim, die Benennung als "Schwarze" schon diskrimierend und die Bezeichnung „Neger“ dann aber eine schwere Beleidigung bedeutet.
Man liegt foglich immer richtig, wenn man in Deutsch von „Ureinwohnern“ oder besser noch von „australischen Ureinwohnern“ spricht. Auch die Verwendung der Bezeichnung „indigene Australier“ ist korrekt, aber wohl gewöhnungsbedürftig. Das lateinische Wort „indigena“ bedeutet einheimisch.
Im englischen Sprachgebrauch hat sich zum Beispiel „Australien Info“ entschlossen, nur noch die Begriffe „Aboriginal People“ oder „australische Ureinwohner“ zu verwenden.
Die australischen Ureinwohner selbst versuchen durch die vermehrte Betonung der Selbstbezeichnungen, die auch überregional sein können, den Begriff „Aboriginal“ gänzlich zu umgehen.
Vereinfacht kann man sich für die Küstenregionen merken:
Osten : Murri
Südosten : Koori
Süden : Nanga
Südwesten : Nyungar
Westen : Wonghi
Wer darüber noch mehr wissen will findet eine sehr schöne Auflistung der Namen bei Australien- Info.
Wichtig scheint mir für die vielen Uluru Besucher, dass man dort mit dem Namen Anangu, was so viel wie Menschen bedeutet, immer richtig liegt.
Es wird wohl nicht mehr lange dauern und die australischen Ureinwohner werden den Australia Day vermehrt für die Demonstration ihrer politischen Ziele nutzen. Ansätze sind schon vorhanden. Daran wir auch die „Sorry“ Rede von PM Rudd nichts ändern.
Ich glaube, wir müssen in Zukunft noch viel lernen, um die australischen Ureinwohner zu respektieren. Auch ich habe 2008 begonnen, nur noch die von Australien- Info vorgeschlagenen Bezeichnungen zu verwenden.
Die entsprechenden Texte in meinem Australienbuch konnte ich leider nicht mehr ändern.
2008 erfuhr ich allerdings, dass die Ureinwohner des Northern Territory mit dem Aufwand um die rechte Benennung ziemlich tolerant umgehen. Angeblich soll dort, wo auch Namen wie Blackies oder Blackfellows gebräuchlich sind, die Bezeichnung „Aborigine (s)“ keine Beleidigung darstellen.
Da wär ich mir aber nur sicher, wenn ich meinen Ureinwohner Gegenüber genau kennen würde.
Dieter Tischendorf
www.ditido.de
Datum: 10.07.2009
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